„Eizellspenderinnen sind wahre Heldinnen“
Alina (26) hat ihre Zukunft fest im Visier. Ihren Freund heiraten, Kinder bekommen – das wünscht sie sich aus ganzem Herzen. Und sie möchte dazu beitragen, dass andere Frauen sich denselben Traum erfüllen können.
„Eine Freundin, die ihre Eizellen spendete, hat mir davon erzählt”, berichtet Alina. „Ich fand es toll, damit kinderlosen Frauen und Paaren helfen zu können.” In Spanien, wo die anonyme Eizellspende erlaubt ist, denken viele junge Frauen ähnlich. Diese Prozedur ist hier in etwa so üblich wie in Deutschland das Blutspenden.
Alina arbeitet als Kellnerin, und die Aufwandsentschädigung, die ihre gute Tat mit sich brachte – etwa 1000 Euro – war auch nicht unwillkommen. Bereit, zu spenden, meldete sie sich 2016 als Eizellspenderin in der Kinderwunschklinik IVF Spain in Alicante. Die Datenbank der erfolgreichen Kinderwunschklinik umfasst zurzeit 1500 Frauen, verrät Dr. Sergio Rogel, nationaler Medical Director und als Leiter des Donor Departments von IVF Spain verantwortlich für die Spenderinnen. Etwa 500 Spenderinnen sind aktuell aktiv. Unter ihnen finden sich durchaus blonde, hochgewachsene Frauen. Einige Spenderinnen haben Vorfahren aus Nordeuropa, andere sind, wie die aus Rumänien stammende Alina, selbst zugewandert. „Wie in Spanien gesetzlich vorgeschrieben“, betont Dr. Rogel, „tragen wir dafür Sorge, dass der Phänotyp der Spenderin und der Empfängerin zusammenpassen.”
Im Mittelpunkt der Kinderwunschbehandlung steht natürlich die Gesundheit aller – der Eizellspenderin, der Patientinnen, die sich ein Baby wünschen und der Kinder. Darum werden alle potenziellen Eizellspenderinnen gründlich durchgecheckt, und zwar auf ihre physische und die psychische Verfassung. „In Bezug auf übertragbare Krankheiten“, betont Dr. Rogel, „verlangt das spanische Gesetz, dass die Spenderin in dem Maße untersucht wird, in dem nach derzeitigem Wissen die Übertragung von Krankheiten an die Empfängerin oder das zukünftige Kind, verhindert werden kann.“ Dazu führen Kinderwunschkliniken grundlegende genetische Untersuchungen wie das Karyogramm und Serologien (Hepatitis B, C, HIV, Syphilis) jeder Spenderin durch. Als eins von wenigen Zentren testet IVF Spain zudem mit Tests von Recombine, um auszuschließen, dass eine Eizellspenderin die Veranlagung für eine von 180 schweren vererbbaren Erkrankungen – zum Beispiel Mukoviszidose oder spinale Muskelatrophie – in sich trägt.
Alina durfte aufatmen: Sie ist völlig gesund und blickt nun für sich und ihren künftigen Nachwuchs optimistisch in die Zukunft. Vor der ersten Eizellspende durchlief sie denselben Prozess wie andere Frauen, die sich einer In-Vitro-Fertilisation (IVF) unterziehen. Rogel versichert, dass jede Spenderin vom ersten Termin bis nach der Punktion der Eizellen sorgfältig betreut wird – damit es ihnen gut geht und um das Risiko für Nebenwirkungen gering zu halten. „Und wir achten darauf, dass unsere Spenderinnen ihre Medikamente korrekt einnehmen, indem wir sie daran erinnern und regelmäßig klinische und analytische Untersuchungen durchführen”, ergänzt der Arzt. Für Alina war das Ehrensache, denn: „Ich freue mich einfach, helfen zu können.”
Ob inzwischen dank ihrer Spende ein Baby geboren wurde, weiß sie nicht und wird sie auch nie erfahren. In Spanien ist jede Spende anonym. Alina findet das richtig, denn: ,“Zwischen dem Kind und mir gibt es nur eine genetische Verbindung. Ich bin nicht die Mutter, denn die Mutter ist diejenige, die das Kind zur Welt bringt, es groß zieht und sich für den Rest ihres Lebens um es kümmert.” Dr. Sergio Rogel nennt Frauen wie Alina „wahre Heldinnen“: „Wir als Ärzte sind nur die Instrumente, die dabei helfen.“ Jedes Mal, wenn es gelingt und ein Baby im Bauch einer glücklichen Schwangeren heranwächst, ist bei ihm und seinen Kollegen die Freude groß. Anlass zum Freuen hat das Team von IVF Spain Alicante übrigens über 900-mal im Jahr – die Schwangerschaftsraten pro Zyklus liegen mit gespendeten Eizellen bei 85%, bei allen Kinderwunschbehandlungen insgesamt sogar bei über 90%. Die Erfolgsquoten schwanken natürlich je nach Vorgeschichte und Behandlungsweise jeder Patientin, doch unabhängig davon liegen sie bei IVF Spain weitaus höher als im Durchschnitt spanischer Kinderwunschkliniken.
Dr. Sergio Rogel erklärt: „Ich sage Ja zur Eizellspende, denn was sonst ist zu tun, wenn eine Frau, die immer schon Mutter werden wollte, im Alter von 30 Jahren schon in ihrer Menopause ist? So etwas passiert. Es gibt auch viele Frauen, die die Mutterschaft auf später verschoben haben, weil sie einfach den geeigneten Mann noch nicht gefunden hatten und dann mit Entsetzen feststellen müssen, dass eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege nicht mehr möglich ist. Die letzte Hoffnung für sie ist eine Eizellspende.” Bis zum Alter von etwa 50 Jahren ist in Spanien eine Kinderwunschbehandlung möglich und auch erfolgsversprechend – ab etwa Mitte 40 mit gespendeten Eizellen weitaus erfolgsversprechender als mit eigenen. Denn die Qualität der Eizellen nimmt ab dem 30. Lebensjahr einer Frau ab, ab dem 40. drastisch. Eizellspenderinnen sind in der Regel zwischen 18 und 30 Jahre jung.
Alina drückt jeder Frau, die sich bei IVF Spain behandeln lässt, fest die Daumen für eine angenehme Schwangerschaft und ein gesundes Baby. Wie oft sie selbst noch spenden wird? „Vielleicht noch einmal”, meint Alina lächelnd. „Bald möchte ich mit meinem Partner meine eigene Familie gründen. Dann habe ich das Gefühl, dass ich mein Bedürfnis, kinderlosen Paaren zu helfen, erfüllt habe.”
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