Die Eizellspende oder das genetische Präimplantations-Screening sind für viele Frauen, die einzige Möglichkeiten ein Kind zu bekommen
Das deutsche Embryonenschutzgesetz verbietet die Eizellspende sowie teilweise die Gendiagnostik von Embryos. Ist die deutsche Gesetzgebung überholt? Diese Frage wollte die Praxisklinik Winterhude in Hamburg eingehen und lud Carlos Bezos, Quaitätsbeauftragter von IVF-Life zu einem runden Tisch mit über 20 Reproduktionssmedizinern, Psychologen und anderen Experten ein.
Mit Zahlen und Studien belegte Carlos Bezos, Doktor der Ethnologie, dass die Eizellspende klinisch effizient und sicher ist. Insbedondere wenn diese, wie es bei IVF-Life der Fall ist, zusammen mit preconceptional screening und Viabilitätsalgorythmen mittels time-lapse durchgeführt wird – da kann man schon von kummmulativen Schwangerschaftsraten von 85% reden.
Doch viel relevanter für die Diskussionsfrage waren die beim runden Tisch vorgeführten gesellschaftlichen Entwicklungen, die zu einer ständigen Verspätung der Mutterschaft führen. Imme mehr Paare treffen aus sozialgesellschaftlichen, beruflichen, wirtschaftlichen und weltanschaulichen Gründen relativ spät die Entscheidung eine Familie zu gründen und für viele Frauen sind Eizellspende und Gendiagnostik die einzige Möglichkeit ein Kind zu bekommen.
Dass der kirchliche Einfluss auf die deutsche Gesetzgebung eine wesentlich Rolle spielt, gegenüber einer viel offeneren Praxis z.B. in Grossbritanien und Spanien, überraschte viele Teilnhemer. Ergebniss: die deutsche Reproduktionsmedizin, -diagnostik und -forschung hat gegenüber diesen beiden in Europa im Reproduktionsbereich führenden Ländern einen deutlichen Rückstand, d.h. tausende Frauen versuchen alljährlich ihren Kinderwunsch im Ausland zu erfüllen. In der Tat, von den jährlichen 16.000 Eizellspendezyklen in Europa werden allein in Spanien 10.000 Zyklen durchgeführt, ein Land mit einer geringen Bevölkerung gegenüber den bevölkerungsreichen Staaten wir Deutschland, Grossbritanien, Frankreich und Italien.
Studien haben bewiesen, dass sich in der religiösen Beziehung die Gesellschaft weltanschaulich verändert hat. Ausserdem – wie ebenfalls die Studien beweisen haben- reinterpretieren Individuen Kirchliche sowie gesellschaftlich bedingte moralische Normen im privaten Bereich persönlich je nach Schicksalslage, um somit ihr Handeln ethisch zu begründen
Zahlreiche im Vortrag diskutierte Studien belegen, dass sich Eizellspendekinder in keiner Hinsicht von anderen Kindern in ihrer Entwicklung unterscheiden, noch die Eltern-Kind-Beziehung irgendwie anders ist. Allerdings treten Frustraion, Wut, Identitätsprobleme und Konflikte bei Jugendlichen auf, die spät über ihre genetische Herkunft aufgeklärt wurden. Diverse psychologische und altersgerechte Aufklärungsstrategien wurden in der Runde lebhaft besprochen. Die Tatsache, dass Eizellspende in Deutschland tabuisiert ist, trägt deutlich zur Verheimlichung bei – was in den Familien immer zu Stress führt – und eben deshalb zu Aufklärungen, die dann zu spät kommen. Ganz zu Schweigen von der Energie, die eingesetzt werden muss, um etwas jahrelang in der Familie zu verbergen.
Eizellspenderinnen bleiben normalerweise in der öffentlichen Diskussion um Eizellspenden unsichtbar, als wären sie nicht ein Hauptbestandteil des Prozesses. Ihre Motivationen und Sichtweise wurden beschrieben. Überraschenderweise zeigen viele Studien sowie die Daten von IVF-Life, dass Altruismus oder eine Mischung von Altruismus und finanzieller Anreiz die wichtigste Motivation für Spenderinnen ist. Denn, die meisten kennen Fälle von Kinderlosigkeit in ihrer nahen Umgebung. Die Spende verfällt zum Kommerz in extrem deregulierten Ländern wie den USA oder mit grosser sozialer Ungleichheit, wie der Tschechei, Russland, Griechenland oder der Ukraine. Spanien und Grossbritanien sind hingegen Paradebeispielle wie Spenderinnen kompensiert und behandelt werden.
Das Fazit der Runde: wenn nichts gegen die Eizellspende spricht, sowohl klinisch, gesellschaftlich, ethisch aus der Sicht der Kinder, der Patientinnen noch der Spenderinnen, ist es nicht Zeit die deutsche Gesetzgebung zu überprüfen?